6. Was heißt hier Lügen?
"Eigentlich sollte ich mich freuen, wieviel Besucher sich mit mir vor dem Museum fotografieren lassen.
Aber dann schicken sie das Bild ab und schreiben drunter:
"Hi Emil, ich bin in Bodenwerder, beim Lügenbaron."
Da muss ich mich schon sehr aufregen!
Sagt bloß, ihr nennt mich auch "Lügenbaron"?
Eigentlich müsst ihr es jetzt schon besser wissen.
Ich bin ein Mensch, wie jeder andere, hatte nur ein sehr spannendes Leben und konnte eben gut erzählen.
Was heißt dann hier "L Ü G E N"!
Wir hatten uns doch geeignet: Ihr dürft Hieronymus zu mir sagen. Das ist allemal besser als Lügenbaron und euch erlaube ich das."
- Habt ihr etwa schon einmal gelogen?
- Hat man da euch wirklich gern zugehört?
- Ging es euch danach besser?
- Habt ihr euch sogar schon einmal vorgenommen, immer noch mehr zu lügen?
Was ist eigentlich eine Lüge?
Stell dir vor, du hast deine Hausaufgaben nicht gemacht, solltest vielleicht einen Aufsatz über Münchhausen schreiben. War ja eigentlich nicht schwierig, schließlich weißt du schon viel mehr als andere, aber - Upps - vergessen.
Wenn du jetzt in der Schule zu deinem Deutschlehrer oder deiner Deutschlehrerin sagst:
"Sorry, konnte die Hausaufgaben leider nicht machen. Sie haben die so undeutlich an die Tafel geschrieben. Man konnte sie gar nicht entziffern. Und als ich nachfragen wollte, hatten sie keine Zeit",
dann ist das eine dicke Lüge.
Du willst Anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Vielleicht bist du nur ein bisschen faul gewesen?
Lügen schaden anderen Menschen und damit letztendlich einem auch selbst!
Wenn du aber sagst:
"Ähm, die Sache ist so: - kann zwar sein, dass sie es mir nicht glauben, aber ich mache immer zusammen mit meinem Hund Hausaufgaben.
Zur Zeit bringe ich ihm gerade das Lesen bei.
Nun fand er heute morgen den Aufsatz, den ich geschrieben habe, so spannend, dass er ihn unbedingt weiter lesen wollte.
Sollte ich ihm wirklich das Heft einfach wegnehmen und in meine Schultasche packen?"
So gesagt ist das keine Lüge.
Warum?
Weil jeder das Ganze durchschaut, du keinem schadest und man allenfalls denkt:
"Oh oh, da spinnt sich jemand ganz schön etwas zusammen."
(Ein bisschen Humor und gute Stimmung ist natürlich Voraussetzung.
Immer gehen solche Phantasie-Ausreden nicht.)
Wenn du dann noch einen draufsetzt und noch mehr übertreibst?
(Überleg mal, was das sein könnte.)
Wenn dann gelacht wird, dann bist du auf der richtigen Spur.
Du hast den Anfang für eine Phantasiegeschichte gemacht.
Wenn das nächste Mal die Hausaufgaben fehlen, wartet man möglicherweise schon auf eine gute Geschichte.
Verstanden, wie das geht?
Man darf keinem schaden, sondern muss andere zum Lachen bringen können.
Aber Vorsicht!
Die Anderen sollen nicht über dich lachen, sondern über deine super Idee!
Erich Kästner hat gesagt:
"Durch Lügen wird man nicht berühmt,
Lügen wie Münchhausen ist eine Kunst!"
Heute sagen wir nicht mehr Lüge. Das führt zu Missverständnissen.
Wir sagen, wer das kann, hat Phantasie und
Phantasie lügt nie.
Auf Englisch heißt das:
The imagination never lies.
"Lügen haben kurze Beine". Das ist Quatsch.
"Wer lügt, bekommt eine große Nase."
Da ist etwas Wahres dran.
Vielleicht ist das ein Grund, warum man Münchhausen immer mit einer ziemlich großen Nase dargestellt hat.
Das passt besser zu der Bezeichnung "Lügenbaron".
Wer mehr darüber wissen will, hier geht es weiter.
Tipp: Klicke auf die linke Seite der Zeile, das geht besser.
Spanische Wissenschaftler haben entdeckt, dass beim Lügen mehr Blut in die Nase fließt. Diese wird dadurch wärmer. Deshalb fasst man sich beim Lügen auch gern an die Nase.
Gleichzeitig sinkt die Temperatur des Gesichts, weil das Blut im Gehirn benötigt wird.
Lügen ist nämlich furchtbar anstrengend.
Aber so viel wie bei Pinocchio wächst die Nase natürlich nicht.
Wusstet ihr, dass es ausgebildete Hunde gibt, die das Lügen riechen können?
Die haben besonders gute Nasen.
Der Hund, der oben die "Hausaufgaben macht", ist solch ein Polizeihund.
"So, jetzt bist du dran.
Erzähl frei weg, mit viel Phantasie.Wenn du magst eine tolle Ausrede, so, dass dir keiner böse sein kann.
Du kannst dich versuchsweise dabei aufnehmen.
Du musst so gut übertreiben, dass es die Anderen erkennen und am besten noch mehr von dir hören möchten.
Nicht vergessen!
Am Schluss lacht man nicht über dich.
Man lacht über deine tolle Idee."
Vielleicht merkt ihr, dass man solche Geschichten gar nicht aufschreiben, sondern lieber gleich erzählen will.
Aber auch das muss geübt werden. Erzähler oder Erzählerin ist ein richtiger "Ausbildungsberuf" .
Oben ist Gordon Schmitz abgebildet. Er erzählt zwei Münchhausengeschichten auf unserer Erzählwand im Museum und hat dafür richtig üben müssen.